Allgemeines:
Die Katastralgemeinde Pellendorf umfasst ein Areal von 6,37
Quadratkilometer und hat 563 Einwohner (Stand 01.01.2024) in 210 Haushalten (Stand
01.07.2023).
Lage:
Flachwellig mit geringen Höhenunterschieden (251-205 Meter). Den
geologischen Untergrund bilden die Hollabrunner Schotter, die von Lössen
und Sandlössen unterschiedlicher Mächtigkeit überlagert sind. Umgeben
von Wäldern: Sandwald, Pfaffenwald, Au, Langwald, Steigwald, Bründlwald
(meiste Fläche im Besitz Khevenhüller).
Aktuelles:
In Pellendorf ist ein reges Vereinsleben zu verzeichnen. Freiwillige Feuerwehr und Musikverein sind wohl die ältesten Vereine. Weitere Vereine: Dorferneuerungsverein, Kameradschaftsbund, Union Sportverein, Reitverein, Jugendforum der Marktgemeinde Gaweinstal-Katastralgemeinde Pellendorf.
Doppelzeilendorf
Rinnsaale vereinigten sich füher im Meierhof zum Goldbach; jetzt
entspringt dieser erst unterhalb aus Wiesenquellen und mündet bei
Gaweinstal in den Weidenbach.
Wirtschaftliche Bedeutung - Landwirtschaft, sanfter Tourismus
Über den Zweigelt-Radweg ist Pellendorf an das niederösterreichische Radwegenetz angeschlossen.
Chronik:
Älteste Nennung:
Der Ort Pellendorf wurde im 11. Jhdt. gegründet und im Jahre 1257
erstmals urkundlich erwähnt: Heinrich, Provisor des Stiftes
Heiligenkreuz in Ulrichskirchen beurkundete 1257 den Ankauf eines
Weingartens für das Kloster mit dem Zeugen Ulricus de Pellendorf.
Grundherrliche Verhältnisse:
Vom 13. - 15. Jhdt. gab es Herren, die sich nach dem Orte nannten. Die wichtigsten davon sind:
Albero de Pellendorf 1282 (in einer Klosterneuburger Urkunde)
Johann von Pellendorf - er unterzeichnete 1405 das Schreiben an Papst
Paul III. mit dem um die Heiligsprechung des Markgrafen Leopold gebeten
wurde. Er wurde anschließend an seine Heiligsprechung Schutzpatron von
Niederösterreich. Johann von Pellendorf starb 1473 als Probst des
Stiftes St. Andrä an der Traisen.
Simo von Pellendorf - gründete das Schloss 1319, aus dieser Zeit ist jetzt nur mehr der Ostflügel und der Schüttkasten erhalten.
Pellendorf scheint seit jeher der Sitz einer eigenen Gutsherrschaft
gewesen zu sein, die auch bereits nach dem Lehenbuch des Herzogs
Ladislaus die Landesgerichtsbarkeit über den Ort selbst ausübte. In der
ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ist Pellendorf im Besitz der
Ratzendorfer. Danach wechselt das Schloss mehrfach den Besitzer.
1599 scheint Franz von Herberstein als Besitzer auf. Das neue Schloss
ist im Jahre 1670 unter dem Grafen Herberstein erbaut worden. Ungefähr
100 Jahre bleibt es in deren Besitz.
Über die Grafen Trautson, abermals Herberstein, Goess, Daun kommt es
in den Besitz von Johann Joseph Graf von Khevenhüller (1746). Der Graf
erwarb unter anderem auch die Herrschaft Ladendorf und vereinigte diese
beiden Güter, verwaltungsmäßig mit den Hauptsitz in Ladendorf. Danach
ist das Gut weiterhin im Besitz der Fürsten von Khevenhüller-Metsch (zur
Namensvereinigung kommt es aufgrund der Heirat mit der Tochter des
letzten Grafen Metsch).
Seit 1977 befindet sich das Schloss im Besitz des Max Fürst
Khevenhüller-Metsch geb. 1919 + (er ist der 8. Besitzer des Schlosses in
der Linie der Khevenhüller und der 9. Fürst dieser Linie) - seit 2003
ist sein Sohn Bartholomäus der 9. Besitzer des Schlosses.
Das Gut befindet sich im Besitz seines Sohnes (Erbgraf) Johannes (geb. 1956)
Khevenhüller: ein aus Kärnten stammendes 1396 erwähntes
Adelsgeschlecht, 1566 Freiherren, 1593 Reichsgrafen, 1763 Fürsten. Seit
Mitte des 16. Jahrhunderts im Besitz der Burg Hochosterwitz.
Es gibt einen berühmten Mann in der Familie Khevenhüller, nämlich
Ludwig Andreas Graf Khevenhüller. Er wurde 1683 in Klagenfurt geboren
und starb 1744 in Wien. Er kämpfte erfolgreich an der Seite Prinz Eugens
und wurde 1740 zum Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armeen von Maria
Theresia ernannt. Er baute die österreichische Armee neu auf. Er
sicherte Kaiserin Maria Theresias Thron durch die Wiedereroberung
Böhmens 1741 und durch die Besetzung Bayerns (1741, 1743) im
österreichischen Erbfolgekrieg. Sein Reiterstandbild findet man beim
Maria Theresien Denkmal zwischen dem Kunst- und Naturhistorischen
Museum. 1889 wurde das Schloss wieder völlig instand gesetzt.
Schloss Pellendorf
Das Schloss bildet auf der Nordseite das letzte Gebäude des alten
Ortes. Gegenüber des Schlosses befindet sich der Meierhof - vor der
Mechanisierung der Landwirtschaft fanden viele Leute in der Ortschaft
sowie Saisonarbeiter Arbeit (am Feld, in den Weingärten, im Wald, im
Stall und am Hof) bei der "Gutsverwaltung" - einige von den
Saisonarbeitern blieben und erwarben kleine Grundstücke, westlich des
Dorfes angesiedelt, von den Pellendorfer "Häusln" (=kleines Haus)
genannt.
1939 bis 1944 dienste das Schloss als Lager für Umsiedler nach
Bessarabien (nordwestlich des Schwarzen Meeres) und dem Banat (heute
Teil des ehemaligen Jugoslawien).
2000 Zusammenlegung der Gutsverwaltung von Khevenhüller - Schönborn (Hollabrunn) - Reuss (Ernstbrunn) zu "Agropan".
1645 wurde Pellendorf von den Schweden niedergebrannt. 1809 von den
Franzosen unter Napoleon besetzt (die "Franzosenäcker" - im Langwald -
erinnern noch an diese Zeit) 1855 und 1866 zahlreiche Todesopfer durch
die Cholera. 1850 bis 1871 gehörte Pellendorf dem Gemeindeverband
Gaunersdorf an. Zahlreiche Todesopfer auch während den beiden
Weltkriegen. Besatzung durch Russen nach dem 2. Weltkrieg.
Seit 1. Jänner 1972 ist Pellendorf eine Katastralgemeinde von Gaweinstal. Kommassierung in den Jahren 1995 - 1998
2003 - 2004 - Errichtung der Abwasserentsorgung.
Schule: 1780 wurde eine Trivialschule errichtet. 1889 entstand ein neues Schulgebäude, das bis 1969 als Schule zur Verwendung stand und seither als Gemeindezentrum und Probenlokal für den Musikverein genützt wird. Die Kinder besuchen die Volks- und Hauptschule in Gaweinstal.
Kirchliche Verhältnisse:
Die Pfarre
Pellendorf mit dem dazugehörigen Filialort Atzelsdorf, wie sie jezt noch
besteht, war seit dem Jahre 1655 - vorher Pfarre Großrußbach - als
Filiale der Pfarre Wolfpassing zugeteilt und wurde erst im Jahr 1760 zu
einer eigenen selbstständigen Pfarre erhoben.
(Graf Franz Sales Khevenhüller beschließt auf eigene Kosten diese Pfarre zu gründen.) Was die Kirche anbelangt, die in Folge der neue errichteten eigenen Pfarre in Pellendorf zu einer Pfarrkirche erhoben wurde, ist der Hl. Katharina von Alexandria geweiht. Die Kirche bestand schon seit urdenklichen Zeiten, war, so lange Pellendorf und Atzelsdorf noch zur Pfarre Wolfpassing gehörten, eine Filialkirche zu dieser Pfarre, hatte aber schon ihr eigenes nicht unbedeutendes Vermögen und führte alljährlich ihre separaten Kirchenrechnungen, die von den Kirchenvätern dem jeweiligen Hw. Pfarrer in Wolfpassing zur Unterfertigung vorgelegt wurde. Im Jahre 1780 wurde die Kirche erweitert, und von Grund auf umgebaut, und von dieser Zeit an besteht sie noch wie jetzt.
Der Hochaltar zeigt
die Enthauptung der Hl. Katharina von Alexandria. Gemalt wurde das Bild
von Martin Johann Schmidt k.k. Maler aus Stein im Jahr 1783. Der linke
Seitenaltar unter der Kanzel hat zum Altarblatt der Heiligen Familie
gemalt von Meidinger. Der rechte Seitenaltar hat zum Altarblatt den
Heiligen Franz Salesius. Der erste angestellte Pfarrer der neu
gegründeten Pfarre wohnte einstweilen im Schloss, bis ihm der eigene
zugesicherte Pfarrhof um das Jahr 1784 oder 1785, in derselben Form und
auf demselben Platz, wo er jetzt noch steht, erbaut wurde.
Als Unterhalt bekam er von der Familie Khevenhüller 10 Eimer Wein = 560l und 12 Klafter Holz - 1 Klafter = 3,3 m Holz.
Diese
Schirmherrschaft=Patronat bestand bis in das Jahr 1984, danach löste
sich, mit einem Geldbetrag, der in die große Kirchenrenovierung von 1982
- 1984 floss, die Familie Khevenhüller aus.
1841 wird die
Familiengruft der Familie Khevenhüller eingeweiht (im Altarraum befinden
sich zwei Marmortafeln mit Inschriften der Verstorbenen der Familie
Khevenhüller-Metsch, die in der Gruft beigesetzt sind)
Weitere Daten:
1861 - Schenkung der Kreuzwegbilder
1898 - Kirchenluster von Jungfrauen und Burschen angekauft von der Fa. Zahn aus Wien, Turm bekam eine neue Uhr geschenkt vom Josef Schaller (Schirmfabrikant in Wien)
1912 - 25. August: Orgeleinweihung, durch Spenden der Bevölkerung und Einsatz des damaligen Schulleiters Hugo Kudel wurde die Orgel von H. Kauffmann aus Wien gebaut und innerhalb einer Woche aufgestellt, um 14.30 Uhr während des musikalischen Segens ertönte zum ersten Mal die neue Orgel.
1945 geriet Pellendorf in den letzten Kriegstagen in Beschuss, auch die Kirche wurde beschädigt - sie wurde im selben Jahr wiederhergestellt.
1963 - 1968 - Mitbetreuung der Pfarre durch Pfarrer Hornacher aus Gaweinstal
1972 - in diesem Jahr erhielt die Pfarrkirche zwei neue Glocken, Glockenpatinnen waren Frau Theresia Amon und Frau Rosalia Parzer.
von 1968 - 1974 ist Pfarrer Lobpreis letzter Pfarrer von Pellendorf/Atzelsdorf
seit 1974 wird die Pfarre von der Pfarre Schrick mitbetreut.
1982 - 1984 - große Außen- und Innenrenovierung - Kosten: Schilling 3,534.000,-
1983 - im Zuge der Innenrenovierung wird auch eine Bankheizung installiert sowie ein neuer Volksaltar und Ambo aus Marmor.
1984 - Einweihung des Volksaltares durch Bischof Helmut Krätzl
Im Zuge der Reformation ging auch
Pellendorf zur neuen Lehre über "Luthertum" bezeichnet heute eine
Siedlung im Osten Pellendorfs, damals befand sich der protestantische
Friedhof in dieser Gegend, die Äcker rundherum dienten dem
Protestantischen Prediger als Unterhalt. Während dieser Zeit war
Pellendorf nach Wolfpassing eingepfarrt.
Sehenswertes
Neben Schloss und Kirche befindet sich - von Gaweinstal kommend - die Johannes-Nepomuk-Statue.
Erbaut1750. Renoviert 1910 und 2002
Johannes aus Pomuk geb. 1350 als Sohn
eines Stadtrichters 1370 als öffentlicher Notar im Dienste des Prager
Erzbischof. Ab 1380 Karriere als Priester, Jusstudium, Universität
Padua, 1387 Erlangung der Doktorwürde des Kirchenrechts an den
Universitäten Padua und Prag. Nach seiner Rückkehr nach Prag 1389
Aufstieg (beachtlich, da er nicht adelig war) zur "rechten Hand" des
Erzbischofs. Johannes Nepomuk kam in die machtpolitischen
Auseinandersetzungen zwischen weltlicher und geistlicher Macht, zwischen
den Ansprüchen des Erzbischofs und denen des Königs.
König Wenzel IV. folterte Johannes
Nepomuk stellvertretend für den Erzbischof Jenstein (dieser war
rechtzeitig geflüchet) und wurde schwerverwundet in die Moldau geworfen.
Zahlreiche Legenden entstehen nach
diesem aufsehenerregendem Tod, vor allem die Bewahrung des
Beichtgeheimnisses der Königin durch Johannes Nepomuk als wahre Ursache
des gewaltsamen Todes lässt sich nachweisen.
Sein Grab ist im Veitsdom zu Prag.
1721 selig und 1729 heilig gesprochen. Er wird gern mit einem
5-sternigen Kranz um seinen Kopf dargestellt - eine Legende berichtet,
dass an der Stelle, wo Johannes in die Moldau geworfen wurde, 5 Sterne
erschienen sind.
Er ist der dritthäufigst dargestellte Heilige in Österreich nach Maria und Josef.
Richtung Atzelsdorf - Landesstraße: Freilichtmuseum bäuerliche Gerätschaften
Richtung Neubau - Hubertuskapelle
Erbaut 1992, in der Hubertuskapelle
befindet sich ein Bild vom Heiligen Hubertus, dem der Hirsch mit dem
Kreuz zwischen dem Geweih erscheint. Alljährlich findet am letzten
Septembersamstag die Hubertusmesse des Hegeringes hier statt.
Richtung Bogenneusiedl - Kellergasse Kreuzstetterweg